Kurt Gerlach, „Frühdeutsche Landmessungen“

Germanien, 1940, 259–269 & 302–311.

This is the first of Gerlach’s articles on early German surveying. He describes a communications network, mostly in Bohemia and neighbouring parts of Germany, that links places with the same name and is based on a unit of 11 km.

Germanien was at this time the organ of the Nazi Ahnenerbe (Ancestral Heritage), so articles sometimes had a political bias. Here, Gerlach has a paragraph suggesting that his communications network proves that Bohemia is really German – with the implied conclusion that Hitler’s occupation of Czechoslovakia is justified.

Early German land surveys Englische Flagge

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Frühdeutsche Landmessungen

Von Kurt Gerlach

Vorbemerkung. Die noch immer sehr umstrittene Frage der „Ortung“ von Geländepunkten kann nur durch immer reichere Bereitstellung und kritische Wertung einwandfreien Forschungsstoffes einer Klärung nähergebracht werden. Die Anregungen von Wilhelm Teudt, die Untersuchungen von Werner Müller („Kreis und Kreuz“) und die kürzlich von uns veröffentlichte Arbeit über Hörzeichenketten der Germanen von H. J. Moser haben viele einwandfreie Tatsachen geliefert. Die nachstehende Untersuchung bringt einige überraschende neue Gesichtspunkte in die Fragestellungen; wir sind überzeugt, daß sie zu fruchtbaren Auseinandersetzungen führen wird. Trotz anfänglicher Bedenken werden wir die Fähigkeit unserer Vorfahren, auch weitere Räume zu vermessen, nicht zu gering schätzen dürfen. Die Fachleute werden sich zu den Fragen äußern müssen, die hier angeschnitten werden.
Schriftleitung.

Verbindet man gewisse gleichbenannte Orte des sächsisch-böhmischen Grenzgebietes auf der Landkarte unter sich, so kann man überraschenderweise zwei Tatsachen feststellen: 1. Ihre Entfernung voneinander beträgt ein Vielfaches von einem Grundmaße von 11 Kilometer. 2. Die Verlängerungen ihrer Verbindungsstrecken wurzeln alle in einem gemeinsamen Fußpunkte bei Babina südlich des Matzensteines im Böhmischen Mittelgebirge (südlich Großpriesen bei Aussig). Es ist die Frage, ob diese Erscheinung zufällig oder künstlich ist.

Karte von Böhmen und angrenzeden Teilen Deutschlands Dieses Ortssystem hat, geschichtlich betrachtet, eine besondere Lage. Es fußt in Böhmen dort, wo, ehedem wie heute, der alte Markwald in die von je und durch alle Zeiten besiedelten Gefilde übergeht, wo Kelchberg und Geltschberg vorgeschichtliche Wälle trugen und im nahen Sulloditz steinzeitliche Geräte gefunden wurden. Die Strahlen unseres großen Bezugsbüschels streifen aber über den großen, einst bis zu neunzig Kilometer breiten Markwald hinweg und legen sich erst in seiner nördlichen Hälfte, die im Jahre 1241 noch einmal durch die Abgrenzung Böhmens vom Meißner Bistumsgebiet festgelegt ist, durch Ortspunkte nieder. Die Mitte erscheint dreifach gezogen und damit besonders betont, – sie trennt mit den Hauptstrahlen die Mark Meißen von dem Markgrafentum der Oberlausitz, dessen Grenze an der Pulsnitz (Königsbrück) liegt. Der längste Strahl (Schönborn–Schönborn) nimmt in seiner Verlängerung den Weg in die Mark Brandenburg und trifft in gerader Fortsetzung Berlin.

Die Lausitz hat mit kurzen Unterbrechungen bis 1635 zu Böhmen gehört. Herzog Wratislaw II. von Böhmen, der dem Kaiser Heinrich IV. treu zur Seite stand, wurde dafür im Jahre 1086 zum böhmischen König erhoben und erhielt die Lausitz als Lehen, die er seinem Schwiegersohn Wiprecht von Groitzsch als Mitgift gab. Die Tetschener Stadtkirche soll am 28. September 1059 von einer ungeheuren Elbeflut fortgerissen worden sein. (Schrifttum: 7, S. 7.) Sie war eine Tochterkirche der Stadtkirche zu Königstein, das 1059 diesen Namen noch nicht getragen haben kann. Urkundlich tritt der Name „König“stein erst in der Grenzurkunde vom 7. Mai 1241 auf, als sich der König Wenzel II. von Böhmen mit einem Heer von vierzigtausend Mann hier im Elbtal zur Sicherung des böhmischen Kessels gegen den Einfall der Mongolen befand. Die Befestigung des „Steins“ scheint indes schon in der ersten Hälfte des zwölften Jahrhunderts begonnen worden zu sein, weshalb denn nicht festliegt, wann und von wem der Name „König“stein gegeben worden ist. Wratislaw II. baute nämlich auch bald nach seiner Erhebung zum König vor das alte Kryritsch an der Pulsnitz eine Burg und eine Brücke und verwandelte den Ort in eine Stadt, die auch eine Kirche erhielt, die Stadt Königsbrück. Haben somit beide Orte ihren Namen vom böhmischen König, Königsbrück schon um 1086, Königstein in unbekannter Zeit, so befremdet es nicht, sie auch in späterer Zeit, wenn auch nur vorübergehend, wieder in einer Hand vereinigt zu sehen. 1402 nämlich, als Dohna {260} zerstört wurde, flüchtete Jeschke von Dohna seine Kinder in den Schutz seines Vasallen Waldau nach Königsbrück, während er selbst sich auf den ihm verpfändeten Königstein rettet. (Schrifttum: 18, S. 129.)

Über Schönfeld bei Dresden ist bekannt, daß es im 14. Jahrhundert „dem Syverde von Schoenfeld zcu Radeberg gesessin“ gehörte. (Schumann, Postlexikon.) Radeberg gehörte aber jenen Schönfelds, die das Dorf Schönfeld bei Großenhain innehatten. „Wachau und Radeberg soll Melchior von Schönfeld (bei Großenhain) 1260 besessen haben.“ (v. Hausen, Schrifttum 9.) Die von Schönfeld sind „eines der ältesten Adelsgeschlechter, aus welchem Peppo v. S. bereits 1119, in einer Urkunde des Klosters Michaelsfeld als Zeuge genannt wird. Das Geschlecht breitete sich schon zeitig sehr weit aus und erwarb außerordentlich zahlreiche Besitzungen.“

Beide Orte Schönfeld liegen somit in einer Hand. In späterer Zeit sind es die von Sahla, die beide Orte Schönfeld besitzen. 1540 gehört Schönfeld bei Dresden der verwitweten Hofmeisterin Anna von Saale. In der Kirche zu Schönfeld bei Großenhain befinden sich Denk-{261}mäler mehrerer von der Sahla aus dem Hause Schönfeld, unter anderen des Georg von der Sahla, der 1417 starb. Die von der Sahla sollen seit dem 14. Jahrhundert in Schönfeld sitzen. (Schumann, Postlexikon.) – Nach Schumann gehörte Schönborn, eine halbe Stunde östlich von Großenhain gelegen, schriftsässig zu dem Rittergut Schönfeld hinteren Teils, also ebenfalls in den Besitz derer von Schönfeld. Merkwürdigerweise war Schönfeld bei Leipzig einst im Besitze des berühmten Dr. Georg Krakau, der gleichzeitig auch Schönfeld bei Dresden innehatte. So möchte man fast schließen, daß auch das Dorf Schönborn bei Ruhland einmal zur gleichen Herrschaft gehörte, weil es in der Fortsetzung der Linie Schönfeld–Schönfeld den Namen Schönborn wiederholt und von dem Schönborn bei Schönfeld soweit ab liegt, wie die beiden Orte Schönfeld voneinander.

Der Strang Arnsdorf bei Radeberg–Arnsdorf bei Ruhland hat dieselbe Länge wie der von Königstein nach Königsbrück. Arnsdorf bei Radeberg erscheint noch nicht in der Meißner Bistumsmatrikel vom Jahre 1346, hat also damals noch keine Kirche gehabt und war später Filial von Wallroda. In Arnsdorf bei Ruhland wird 1824 ein Brückenzoll „von den auf der Straße von Dresden über Radeberg durchgehenden Fuhrleuten“ eingenommen, wofür die Einwohner eine Brücke erhalten müssen. „Ruhland fiel bei der Verbindung Mechtildes, der Tochter des Markgrafen Konrad II., mit Albert II. von Brandenburg an die Mark, nach Kurfürst Waldemars Tod aber an Böhmen.“ (Schumann.)

Mehr läßt sich über Arnsdorf bei Wilthen erfahren, das 22 Kilometer vom Arnstein (Sächsische Schweiz), 33 Kilometer vom Arnsberg am Rosenberg und 55 Kilometer vom Knotenpunkt unserer Strahlen bei Babina liegt. Es soll Kammer- und Küchengut des Bischofs von Meißen gewesen sein. Otto Schmole führt im Heimatbuch Wilthen 1922 (Festschrift zum XIV. Oberlausitzer Bundes-Gesangsfest in Wilthen, S. 223) aus der Geschichte Arnsdorfs an, das Rittergut sei nach alten Erzählungen ehemals ein Kloster bzw. Meierhof eines Klosters am Fuße des Picho gewesen. „Tatsächlich befindet sich an der fraglichen Stelle auch noch zertrümmertes Mauerwerk, und noch vor hundert Jahren waren die Ruinen einer Kapelle sichtbar. 1439 belieh der Bischof den Matthias Sommerfeld in Budissin mit Arnsdorf und Schlungwitz. Das Dorf bestand anfangs nur aus vier Wirtschaften, die bis vor kurzem gewisse Vorrechte gegenüber den später entstandenen genossen. Der Marienbrunnen an der Innenseite der nördlichen Parkmauer wurde bis nach 1900 von Wallfahrern aufgesucht, die von Schirgiswalde nach Rosenthal gingen. Ebenso machten auch die Wallfahrer aus der Klostergegend (Marienstern) einen Umweg über Arnsdorf, wenn sie zum Annafest nach Lobendau zogen. Auf dem Hügel 34„5 stand die Kapelle, – die Wallfahrer hielten am Fuße des Hügels kurze Zeit an und beteten.“ Laut einer eigenartigen alten Verpflichtung mußte der Besitzer des Rittergutes Arnsdorf den Bischofszehnt von Krobnitz selbst kolligierend abholen. Hier soll es sich nicht um eine wüste Mark, sondern um den Ort Krobnitz bei Görlitz handeln.

Somit erscheint Arnsdorf bei Wilthen eine gewisse kirchliche oder vielleicht noch vorkirchliche Bedeutung als Wallfahrtsort gehabt zu haben. So erscheint auch der Arnsteinfels über dem Kirnitzschtal in der Sächsischen Schweiz (Ottendorfer Raubschloß) unter den ehemals bewohnten Felsen dadurch herausgehoben, daß er eine Kapelle getragen haben soll. Im Jahre 1804 sind dem Pastor Götzinger aus Neustadt noch „viele eingegrabene Figuren und Charaktere“ im Stein aufgefallen, und noch heute kann man mehrere Kreuze (Johanniterkreuz), Wappenschilde, Rittergestalten und Gebäudeaufrisse in den Wänden eingegraben finden. Am Aufgang zum Felsen befindet sich eine Gesichtsmeißelung, deren Ausdruck Anlaß gibt, eine sehr frühe Zeit der Entstehung anzunehmen. Im Jahre 1891 ist bei der Erweiterung des Talweges am Fuße des Arnsteins ein eingemeißeltes Rad mit der Felswand abgesprengt worden. (Schrifttum: 1, S. 333 ff.) Zwei solcher „Räder“ finden sich wohlerhalten in der einst ebenfalls den Birken von der Duba gehörenden Burg „Schauenstein“ bei Hohenleipa. Gleicharmiges Kreuz innerhalb eines Kreises Rad mit acht Speichen Die Strecke Arnsdorf bei Wilthen bis Arnstein führt in ihrer Verlängerung über die Buschmühle unter {262} dem Arnstein und einen Ort Arnsdorf bei Rosendorf (der Arnsberg dort liegt 11 Kilometer vom Arnstein entfernt) und über einen Ort Buschmühle, der 22 Kilometer von der Arnsteinbuschmühle ab liegt, nach Babina. Die letzte Strecke dieses Strahles durchschneidet die Herrschaft Tetschen über den Quaderberg, wo vorgeschichtliche Scherben in Mengen gefunden wurden, und die Kolmer Scheibe, die ebenfalls Scherbenfunde brachte, sowie den Sperlingstein, auf dem 1402–1412 die Ritter von Tschlowitz saßen. Unter den ersten Gaugrafen von Tetschen war Jakob Berka von Dauba, der nach der großen Wasserflut 1059 Tetschen wieder aufbaute. Im Jahre 1004 haben die Herzöge Jaromir und Udalrich dem Berka Howora von Duba und Leipa, der 1003 vom Kaiser Heinrich in den böhmischen Herrenstand erhoben worden war, „die ganze hinter der Elbe gelegene Landschaft von Bunzlau an bis an das wendische und Lausitzer Gebirge geschenkt“. (Schrifttum: 4, S. 59, nach Hajek.) Die Birken von der Duba sind später im Besitz der ganzen Sächsischen Schweiz, also auch des Arnsteins, der allerdings zeitweilig von ihnen an die Herren von Wartenberg verpfändet erscheint. (Schrifttum: 1, S. 333 ff.) Die Herren von Wartenberg haben später die Herrschaft Tetschen inne. Johann von Wartenberg kauft kurz nach 1400 von dem späteren Landkomtur des Deutschen Ordens in Böhmen, Albrecht von Duba, das Besitztum Warte bei Großpriesen. Zur Burg Warta pflichteten vor dem Hussitenkriege, in welchem sie wahrscheinlich zerstört wurde, die Dörfer Großpriesen, Kleinpriesen, Wittine, Welchen, Sulz (Sulloditz), Presen, Malschen Budowe, Waltirsche, Wittal und Pschira. Diese Orte besetzen das Gebiet westlich und nordwestlich unseres Fußpunktes bei Babina bis zur Elbe. Zur Burg Sperlingstein, deren oberer Teil Heidenschloß heißt, gehörten Tichlowitz, Pschira, Ober- und Nieder-Welhotten, Hardte, Hostitz mit Schmordau, Scheras und Rittersdorf. (E. Jahnel: „Aus Großpriesens Vergangenheit“ in Mitt. d. Nordb. Exc.-Clubs XXXII, S. 153 u. F. Focke, S. 131.) 1427 gehörte der Sperlingstein der Anna von Wartenberg, Gemahlin Sigmunds von Wartenberg auf Tetschen.

Alljährlich wurde von Tetschen über Losdorf nach Heidenstein (nach Arnsdorf eingepfarrt) der Osterreiterzug geführt. „Man glaubt sogar, daß er noch aus der heidnischen Vorzeit herstammen könne.“ (A. Paudler, „Ein deutsches Buch aus Böhmen“, III, 70.) Somit sehen wir die südlichste Strecke unseres Maßstranges von den Dörfern der Herrschaft Sperlingstein eingenommen, über die seltsamerweise in der böhmischen Landtafel sich nichts findet (Schrifttum: 4, Band II, S. 23) – daran schließt sich Tetschener Gebiet, in dem Spuren vorgeschichtlicher Bewohner als Scherben oder Wälle den Weg bezeichnen.

Von Nieder-Ottenhain, das 33 Kilometer vom Ottenberg beim Rosenberg entfernt ist, bemerkt die alte „Sächsische Kirchengalerie“ folgendes: „Zu Ober-Ottenhain gehört auch der südlich etwa tausend Schritt davon entfernte Pertinenzort Sonnenberg am Sonnenberge. Die auf diesem Hügel befindliche Felsengruppe bietet eine angenehme panoramische Aussicht nach allen Richtungen in der Umgegend und führt den Namen Jüdden- oder Jürddenhaus, was viel-{263}leicht von den grottenartigen Vertiefungen auf der Ostseite herrührt. Nach alten Sagen ist auf demselben ein Tempel oder Opferaltar des Wodan, Wodin oder Odyn gewesen, und davon stammt wahrscheinlich auch der Name des Dorfes. – Alter Sage zufolge sollen die Urbesitzer des Ortes am Sonnenberge gewohnt haben.“ – Über den Ottenberg östlich des Rosenberges südlich von Rennersdorf hat sich nichts in Erfahrung bringen lassen, ebensowenig über Arnsdorf bei Zwickau und Arnsdorf bei Friedland, die 44 Kilometer auseinander auf einem Strange liegen, der wiederum bei Babina wurzelt.

Der Sonnenberg mit seiner Urbesiedlung deutet aber wohl auf eine ähnliche Bedeutung zweier Sonnenberge westlich der Elbe hin, deren einer südöstlich Glashütte und ein anderer südlich Blankenstein westlich Wilsdruff liegt, in 33 Kilometer Entfernung voneinander. Seltsamerweise geht ihre Verbindungsstrecke wenn nicht über die Kuppe, so doch über den Rücken eines dritten Sonnenberges hinweg, der östlich Dippoldiswalde gelegen ist, und zwar so, daß er von dem nordwestlichen Namensvetter 22, von dem südöstlichen demnach 11 Kilometer Abstand hat. Der südöstlichste dieser drei Sonnenberge – und es sind auf dem Einheitsblatt 101 der Reichskarte (1 : 100 000) die einzigen Sonnenberge westlich der Elbe – liegt auf der zuletzt durch König Wenzel II. festgelegten Grenze des Bistums Meißen und also Böhmens, und von seinem Gipfel bis zum Fußpunkte des Verbindungsstrahles der drei Sonnenberge bei Babina im böhmischen Mittelgebirge mißt man noch 44 Kilometer, so daß die Länge der ganzen Strecke 77 Kilometer beträgt. Der Strahl läuft über den Luchberg und auch über den Ort Schönwald. Am 12. Jänner 1663 ist Herr Graf Nicolaus von Schönfeld, Herr auf Schönwald, zu Prag gestorben und bei Maria Schnee beerdigt. (Mitteilungen des Nordböhmischen Excursions-Clubs, XX, S. 400.) Dieser Graf Schönfeld hat nichts mit unserem Geschlecht zu tun, – er stammt aus Lothringen, – seine Familie hieß ursprünglich Serin Champ. Die ersten Herren von Schönwald sind nach den Urkunden die Herren von Theler, die auch Edle Krone besitzen, durch das die Strecke zwischen den beiden Sonnenbergen läuft. (Schrifttum: 15, Bd. XXIII, S. 137 u. S. 142.) Das Schloß Schönwald liegt 22 Kilometer südlich von der alten Veste über Pirna, die erst Markgraf Wilhelm im Jahre 1402 „Sonnenstein“ genannt haben soll. Die Strecke Sonnenstein–Schönwald bezeichnet die westliche Grenze des engeren Burgbezirkes der Veste Königstein. Schönwald ist von Edle Krone 33 Kilometer entfernt.

1437, bei der Belagerung der Jungfrauburg (Panna) südlich von Babina, wurde von Sigismund von Wartenberg auf Tetschen auch Hans von Schönfeld mit Tidze Gorenczk, „foyten zcum Konigisteyn“, aufgeboten. Auch der Ort Königsbrück ist nicht ohne Beziehung zu dem Geschlecht derer von Schönfeld. „1355 zogen die Oberlausitzer Städte mit großer Macht – keyn Konigisbruck und brannten ab der Schonenvelder Hof an dem Statil –.“ (Neue Sächsische Kirchengalerie.)

Wir finden mithin an drei Stellen unseres großen Rades die Herren von Schönfeld sitzen. In Königsbrück und Radeberg berühren sie sich mit den Grafen von Dohna. An einem anderen Strang liegen die Herren von Wartenberg mit den Birken von der {264} Duba an, doch so, daß die Birken zuerst dort sind. An einem dritten Strang treffen wir die Herren von Theler an zwei Stellen, wenn auch reichlich spät. Auch hier wieder beträgt der Abstand der zueinandergehörigen Besitzungen rund 33 Kilometer. Der Ort Ostro bei Kamenz liegt von dem Ort Ostro bei Schandau 33 Kilometer ab. Die Verbindungslinie ist die Nordsüdlinie und wurzelt ebenfalls im Fußpunkt der anderen Strahlen bei Babina. Ostro bei Kamenz hat zwei alte Wälle, von denen einer Scherben aus Billendorfer, der andere aus frühmittelalterlicher Zeit barg. (W. Radig, „Grundriß der Sachs. Volkskunde“, Leipzig 1932, S. 16). Über Ostrau bei Schandau sagt Klemm (Schrifttum: 7, S. 141): „Hier scheint sicher eine Übertragung vorzuliegen, und zwar von Ostrow an der Sazawa. Dieses zweite Benediktinerkloster Böhmens lag auf einer Insel an der Einmündung der Sazawa in die Moldau.“ – Die Linie vom ersten Benediktinerkloster Böhmens (St. Georg für Nonnen, St. Margaret für Mönche) nach dem zweiten, Ostrow, ist ebenfalls die Nordsüdlinie und ist 22 Kilometer lang. Setzt man sie über St. Georg auf der Prager Burg nach Norden fort, so trifft sie in 44 Kilometer Entfernung von St. Georg die „hochragende Kirche von Zebus“ mit dem Berg Ostrow. „Im Jahre 993 hat Herzog Boleslaus II. die Kirche zu Zebus mit zwei Höfen nebst hinreichendem Land und dem Berge Ostrow dem Benediktinerstift St. Margaret zu Prag, einem Lieblingswerk des hl. Adalbert, geschenkt.“ (Schrifttum: 17, S. 81.)

Somit ist der Zusammenhang dieser maßbezogenen Orte sinn- und augenfällig, und da der Name Ostrow hier einen Berg bezeichnet, so muß er noch eine andere Bedeutung als „Insel“ haben, denn auch Ostrau bei Schandau liegt nicht auf einer Insel, sondern auf der Berghöhe. Merkwürdig daran ist, daß die viermalige Nennung von Ostro die Nordsüdlinie zweimal festlegt.

Kirchliche Beziehungen scheinen auch im Norden durch feste Maßeinheiten zwischen Bezugsorten angedeutet. Im Jahre 732 wurden von Bonifatius die Klöster zu Fritzlar und Amöneburg gegründet. Sie liegen 44 Kilometer auseinander. Nach Schuchhardt („Vorgeschichte von Deutschland“, S. 199) war die Amöneburg bereits von den Kelten der La-Tène-Zeit befestigt, und auch auf der Stelle der Büraburg bei Fritzlar, dem Bischofssitz, befand sich eine heidnische Kultstätte. – Nach der Sage (Nr. 1024 bei A. Meiche im „Sagenbuch des Königreichs Sachsen“) habe Bonifatius bereits 728 in Leipzig ein Kloster gegründet, neben dem Rochlitzer in diesem Lande das erste! Die alten Stadtmittelpunkte von Leipzig und Rochlitz liegen 44 Kilometer auseinander. – Im Jahre 1227 lieh sich der Bischof von Meißen 168 Mark Silber vom Domkapitel zum Ankauf der Burg Stolpen. (Schrifttum: Otto Mörtzsch in 1, S. 16.) Meißen und Stolpen sind 44 Kilometer voneinander entfernt. Das Kapitel bekam dafür die Dörfer Loschwitz bei Dresden und Reppnitz bei Scharfenberg, die 22 Kilometer voneinander liegen.

Recht klar sind die geschichtlichen Nachrichten über die kirchlichen Gründungen in Böhmen. Die ersten Klöster in Böhmen waren St. Georg auf der Burg in Prag, von Boleslav II. ge-{265}gründet, Břevnow bei Prag, ebenfalls von Boleslav II. gegründet und mit Italienern belegt, und das im Jahre 999 wenig später wiederum von Boleslav II. auf einer Insel in der Sazawamündung gegründete Kloster Ostrow, wohin ein Abt aus dem bayerischen Kloster Altaich berufen wurde. (Schrifttum: 20, S. 167, 170.) Die Burg zu Prag und Ostro liegen 22 Kilometer voneinander. – Das Kloster Ostro schickte Einsiedler aus. Unterhalb des Meierhofes Sedletz an der Lodenitz wurde in einer Felsenhöhle ein Kirchlein des hlg. Johannes gegründet. Herzog Bretislaw schenkte den Platz dem Kloster. Er liegt 22 Kilometer von Ostrow entfernt, aber auch 22 Kilometer von Břevnow-Prag. – Ferner richteten dieselben Mönche auf dem Berge Weliš das Einsiedlerkirchlein St. Johann ein. Die Untertanen von Otročiněwes wurden als Kirchenwächter verwendet. Otročiněwes liegt 11 Kilometer von der ersten Gründung St. Johann bei Sedletz. (Schrifttum: 5, Band II, S. 30 f.) – Im Jahre 1140 errichtete Wladislaw II. ein Prämonstratenserstift auf dem Berge Strahow dicht bei Břevnow. 1144 gründete dann die Königin Gertrud das Nonnenkloster Doxan, das durch seinen Probst mit dem Stift Strahow in Verbindung stand. Strahow und Doxan liegen 44 Kilometer auseinander. – Im Jahre 1197 wird das Stift Tepl gegründet. Fast gleichzeitig mit Tepl entsteht das Nonnenkloster Chotěschau südwestlich Pilsen. Tepl und Chotěschau sind 44 Kilometer voneinander gelegen. Doppelgründungen derselben Personen oder der gleichen Zeit haben also 44 Kilometer als Entfernung. – Herzog Bretislaw I. gründete gegen 1040 in Alt-Bunzlau, dem Stammsitz der regierenden Linie, 22 Kilometer von Prag, das Stift Alt-Bunzlau, und am Orte der alten Gauburg Melnik ebenfalls ein Kollegiatstift. Melnik und Alt-Bunzlau liegen 22 Kilometer auseinander. Unter dem seit 1034 regierenden Herzog Bretislaw I. wurde auch das Kloster Sazawa vollendet. Dort wurde vom ersten Abt Prokop die slawische Kirchensprache eingeführt. „L. Wintera nimmt an, Prokop hätte, bevor er sich allein in die Einsamkeit zurückzog, im Kloster zu Břevnow Profeß abgelegt gehabt.“ (Schrifttum: 20, S. 195.) Die Entfernung von Břevnow bis Sazawa beträgt 44 Kilometer. – Die von Spitigniew gegründete Peterskirche in Budetsch (heute Ortsteil der Pfarre Kowar, Post Zakolan, nordwestlich Prag), wo der junge Wenzel Lateinunterricht genoß, ist von dem Mittelpunkt der alten Burganlage in Prag, der „althergebrachten vorchristlichen Kultstätte“ (Naegle), 11 Kilometer entfernt. – Der Sieg Sobieslaus im Jahre 1126 im Paß von Kulm über den deutschen König Lothar wurde mit Hilfe der Fahne des hlg. Adalbert errungen, die an der Lanze des hlg. Wenzel befestigt war und vom Kaplan Veit vorangetragen wurde. Sie war auf Befehl Sobieslaus’ aus der Kirche des Dorfes Wrbschan herbeigeholt worden, wo sie aufbewahrt wurde. Von der Kirche zu Wrbschan bis zur Prager Burgstätte und Kultstätte liegen 44 Kilometer Entfernung. (Schrifttum: 20, S. 316.) – Herzog Boriwoy soll angeblich die Clemenskirchen auf der Burg Lewy-Hradec am linken Moldauufer, anderthalb Meile nördlich Prag, und auf dem Wyschehrad gestiftet haben. Doch haben die Kirchen schon vor ihm bestanden. Schrifttum: 2929 fehlt in der Quellenliste, S. 173.) Die beiden Clemens-{266}kirchen liegen 11 Kilometer auseinander. In Griebens „Prag und Umgebung“ (Berlin 1923, S. 161) wird die Kirche zu Lewy-Hradec die älteste bekannte Kirche Böhmens genannt und ihr Erbauungsjahr mit 871 angegeben.

Es scheint wie bei den kirchlichen auch bei den politisch wichtigen Orten, die zueinander Bezug haben, vor der Einrichtung die Abmessung stattgefunden zu haben. Die tschechische Ursage gibt Beispiele. Bertold Bretholz („Geschichte Böhmens und Mähren“ I, S. 37) hebt unter den alten Gauen, die die Slawen bei der Einwanderung doch wohl vorfanden, den Beliner Gau mit dem Hauptort Staditz hervor, der mit den südlichen Nachbargauen und dem Prager zu einer Provinz zusammenschmolz. Diese politische Verschmelzung ist in der Sage von der Herzogin Libussa festgehalten, die ihren Gemahl Premysl in Staditz bei einem Haselstrauch auf dem Felde fand. Staditz liegt von Prag 66 Kilometer ab. Eine zweite Gruppe von ebenfalls fünf Gauen, schon zur Provinz geeint, lag westlich von Prag rings um den Hauptort Saaz. Saaz liegt von Prag auch 66 Kilometer entfernt. Von Staditz liegt Saaz jedoch 44 Kilometer ab. – Der Stammvater Cech soll am Georgsberge (Řip) bei Raudnitz begraben liegen, wo auch Böhmens erste bewaffnete Landtage abgehalten worden sein sollen. (G. A. Ressel, „Der Millischauer“, S. 28.) Der Georgsberg liegt von Prag 33 Kilometer entfernt.

Ginge somit eine künstliche Abmessung auf die vorslawische Zeit zurück, so sollte es uns nicht überraschen, in dem Grundmaß von 11 Kilometer ein germanisches Maß zu entdecken. Die alte germanische Raste maß 440 Meter, die gallische Leuga 2220 Meter, – der gallisch-germanische Fuß, 333 Millimeter, die Pfahlbau-Elle 444 Millimeter, – die sumerische Doppelstunde oder Meile, danna, (akkadisch búru) hatte 1800 gar oder 21 600 Nippur Ellen zu 51,80 Zentimeter – also 11,188 Kilometer. (A. Götze unter „Maß“ in M. Ebert, Reallexikon der Vorgeschichte.) Das Stundenmaß einer „Ure“ ist aber noch heutigentags in Holland üblich und beträgt 5,565 Kilometer. Ein Meilenmaß von 10,692 Kilometer zählt heute noch in Schweden, und eine Meile von 11,299 Kilometer haben die Norweger. (Brockhaus, Konversations-Lexikon.) Das „Grand Dictionnaire universel du XIX. Siècle“ kennt unter „Lieue“ folgende Meilen, die dem auffälligen Grundmaß von rund 11 Kilometer verwandt sein könnten: „Lieue d’Angleterre“ 5,569 339 km, – „Lieue de 25 au degré, c’est-à-dire de 4,444 km“ und die „Lieue marine, Lieue de 20 au degré, c’est-à-dire de 5,555 km.“

Marco Polo berichtet von dem zeitgenössischen China (13. Jahrhundert), daß von Peking aus regelmäßig Fußboten und Kuriere nach allen Teilen des Reiches gingen, die Schellengürtel trugen und nach etwa 4 Kilometer die nächste Botenniederlassuug erreichten. Auch im Frankenlande reisten königliche Abgesandte kuriermäßig, d. h. unter stetem Wechsel der Pferde an bestimmten Stellen. In Deutschland hatten die Stände und Behörden, aber auch Universitäten usw. ihre eigenen Botenanstalten. (Gustav Schäfer: „Geschichte des Sächsischen Post-{267}wesens“, Dresden 1879, und C. Ch. Schramm: „Von denen Wege-Weisern, Armen- und Meilen-Säulen“, 1726.)

Mithin scheint es nicht ausgeschlossen, daß eine Doppelstunde oder Meile in der deutschen Frühzeit rund 11 Kilometer gerechnet wurde und als Grundmaß galt. Wenn dem so wäre, müßte sich, wenn auch im Verborgenen, irgendwo noch eine Spur der alten Abmessungen erhalten haben, und auch das scheint der Fall zu sein. A. Paudler beschreibt in den „Mitteilungen des Nordböhmischen Excursions-Clubs (XVIII, S. 223) nach Angaben seines Bruders, der an einer Wallfahrt von Kamnitz nach dem heiligen Berge bei Přibam teilnahm. Freitag vor Pfingsten zog man nachmittags um 3 Uhr von Kamnitz weg. Es ging bis Politz, wo bei einem Bauern oder wo es sonst anging übernachtet wurde. – Die Entfernung von Kamnitz bis Politz beträgt (in der Luftlinie!) 11 Kilometer. – „Am Morgen, also am Pfingstsamstag, zog die Prozession über Waltersdorf nach Graber, wo die Wallfahrer in die Frühmesse gingen. Hernach zog die Prozession über Bleiswedel nach Zuckradel, woselbst eine Mittagsrast stattfand.“ (20 Kilometer.) – Von Suckorad ging es durch die Brotzner Heide. In Brotzen wurde gevespert. Von dort ging es nach Liboch, „wo man aber nicht übernachten konnte. Auch im Meierhofe ging es nicht, weil sie kein Stroh hatten. Endlich in der „Schupsche“ wurde Quartier genommen“. – Üblich ist es also, in Liboch zu übernachten. Dorthin sind es von Politz aus genau 33 Kilometer in der Luftlinie. A. Paudler bemerkt, daß der Weg, den die Prozession zog, beinahe geradlinig von Schluckenau über Kamnitz nach Prag führt, weshalb er auch ehedem von Lotterieboten und Schnelläufern eifrig benutzt wurde. – Es gibt nun ein Beispiel der Leistungen solcher Schnelläufer. Der Bote der Großherzogin von Toscana ist an einem Tage von Reichstadt nach Prag und wieder zurück gelaufen und hat sich nach der Heimkehr noch auf einem Hochzeitskränzchen vergnügt. (Schrifttum: 13, Bd. II, S. 115.) Die Entfernung von Reichstadt nach Prag beträgt in der Luftlinie genau 66 Kilometer, auf dem Boden aber 10,5 Meilen, – es sind mithin rund 150 Kilometer an einem Tage zurückgelegt worden. – König Johann reiste so geschwind, daß er 1331 mit zehn Rittern binnen zehn Zagen von Prag nach Paris gelangte. (Schrifttum: 15, Band XIX, S. 103.) Das gibt weit über 100 Kilometer für die Tagereise zu Pferde.

Die Wahrscheinlichkeit, daß es sich bei unserem durch die wiederkehrenden gleichen Ortsnamen und die Anwendung eines gemeinsamen Grundmaßes bezeichneten Netz um ein Verständigungsmittel und einen Fernvermittlungsdienst handelt, wird groß, wenn man erwägt, daß sich Reste alter Verständigungsanlagen bis in unsere Tage erhalten haben, namentlich im nord-böhmischen Grenzwall. Im Jahre 1804 war auf dem Rosenberg ein optischer Telegraph eingerichtet. (A. Paudler, „Ein deutsches Buch“, III, S. 163.) Vom Rosenberg sieht man die Türme der Frauenkirche und der Schloßkirche von Dresden. Im Jahre 1712 wird auf dem Rosenberg eine „Larumstange“ errichtet, mit einem Wächterstübchen in den Wipfeln hoher Bäume. So geschah es auch auf dem Wolfsberge. „Aus diesem Wachtstübchen lugt man dann nach allen Seiten in die Ferne. Wird etwas Besonderes wahrgenommen, so mußte sofort ein Eilbote an das nächste Oberamt gesandt werden. Des Nachts unterhielt die Wache unweit der Larumstange ein Wachtfeuer.“ – Solche Lärmstangen gab es auch auf anderen Höhen, z. B. auf dem Jeschken, wo man sie noch 1820 gesehen hat, „da war sie ganz schwarz“. „Im Jahre 1757 wurden auf allen Anhöhen gegen Sachsen Pechsäulen ausgestellt, die bei dem Anrücken der Preußen angezündet werden sollten.“ (Schrifttum: 13, Band III, S. 26.) Übrigens hat sich unser Heer noch im Weltkriege des „Fanals“ bedient. Auch auf dem Tüllnberge bei Eger befand sich ein Feuertelegraph. Die Burg Blankenstein stand durch Feuerzeichen mit der Burg Schreckenstein bei Aussig in Verbindung, ebenso die Burg Tetschen mit der Burg Blankenstein (Focke II, S. 16), der Zollenstein mit Schönbuch und Rohnau und Oybin (A. Moschkau: „Der Tollenstein“, S. 32), der Oybin mit der Burg Rohnau und der Landeskrone bei Görlitz. Ein Nachklingen des alten Brauches ist auch der Mitte des vorigen {268} Jahrhunderts stattgehabte Unfug des „Nummernschlagens“ in Böhmen. Noch ehe der Bote mit den Gewinnummern der Lotterie den Grenzstreifen erreichte, wurden die gezogenen Nummern von Prag aus über Bösig, Roll, Limberg, Hochwald und Töpfer nach Zittau gegeben. Die Lausche bildete ebenfalls eine Hauptstation der Nummernschläger. Die Nummern wurden durch lange Stangen angedeutet und durch ein Fernrohr beobachtet. (Mitteilungen des Nordb. Exc.-Clubs, VI, 70.)

Beispiele neuerer geradliniger Vermessungen finden sich in der Nähe unseres Systems. Der Leipziger Professor J. Humelius, der im Jahre 1562 starb, zeichnete eine Karte der Dresdner Heide, auf der acht Wegstrahlen in einem Mittelpunkt, der „Helle“ des Saugartens, zusammenlaufen. Karte der Dresdner Heide mit 8-strahlige Kompassrose Die längste Wegstrecke, die schnurgerade vom Rabenberg in der Lößnitz bis nach Rennersdorf bei Stolpen führte, mißt 25 Kilometer. An die Hauptstrahlen setzen sich Querrippen im Winkel von 45 Grad. (O. Pusch, „Die Dresdner Heide“, S. 201.) Auch Matthias Oeder zeichnet dieses Flügelsystem, das teilweise noch heute vorhanden ist, in seiner Karte der Dresdner Heide vom Jahre 1572 (Hauptstaatsarchiv Dresden, Blatt 9). Die älteste Karte des Tharandter Waldes (südwestlich von Dresden), von Humelius um 1558 gezeichnet, zeigt ebenfalls die 32teilige Kompaßrose, mit dem Mittelpunkt auf der „Helle“ am Jagdschloß Grillenburg, in geradlinigen Schneisen über den Wald gelegt. (Mitteilungen des Landesvereins Sächs. Heimatschutz, Dresden, Band XXV, 1936, Heft 5–8, S. 124, Abb. 11.) Karte des Tharandter Waldes mit 32-strahlige Kompassrose Wem kommt dabei nicht die Erinnerung an die Karten der Portulanen oder Katalanen, die im 14. Jahrhundert entstanden? Sie brachten überraschend genaue Kartenbilder, mit einem Netz von 32teiligen Strahlenbündeln überzogen, dergestalt, daß eines im Mittelpunkt und sechzehn im Kreis außen angeordnet waren. (Zeitschrift „Germanien“ 1938, Heft 5, S. 171.) Ferner ist die 32teilige Rose bei der Seefahrt noch heute in Gebrauch, und Peileinrichtungen {269} in Gestalt einer Windrose kann man auf einer selten besuchten Felswand des böhmischen Elbgebirges horizontal angebracht noch wohlerhalten feststellen. Die Feuerwächter, die im Elbgebirge z. B. auf dem „Königsplatz“ und auf dem „Rudolfstein“ die großen Waldflächen in sommerlich trockenen Zeiten beobachten, werden Gefahrenstellen im Wald ebenso angepeilt haben wie die Brandwächter der schwedischen Wälder. (Monatsschrift „Der Norden“ 1938, Nr. 3, S. 85.)

Man könnte die Frage noch einmal aufwerfen, wer die Urheber eines so großen Bezugssystems gewesen sein möchten. Schließlich ist man, hier einmal und da einmal, immer wieder auf eine alte Einrichtung zurückgekommen, die den ursprünglichen Markwald überqueren und von einem bewohnten Gefilde ins andere langen sollte. Eigentümlich ist es, daß das Gebiet der Deutschritter, deren Förderer Ottokar I. und Wenzel I. waren, von der Elbe östlich Leitmeritz über die Dörfer Biškowic, Nesel, Ujezdec, Pirna bei Leitmeritz, später Lenzel, Triebsch, Dubravic, Temitzl unter unserem Hauptstrahl gerade bis Babina reicht. Westlich ihres Gebietes siedelten seit 1169 die Johanniter, so daß der Linie Königsbrück–Königstein–Babina–Prag auch innerhalb der böhmischen Landtafel eine trennende Bedeutung zukommt, so wie sie Meißen und die Lausitz trennt. Als die Mongolen 1241 vor Liegnitz haltmachten, so waren es weniger die schlesischen Ritter, als Mitteilungen aus der asiatischen Heimat, die sie zur Umkehr bewogen. Diese Mitteilungen wurden ihnen aber durch Fernverständigung auf Meldeanlagen gemacht, die von Karakorum bis Liegnitz signalisierten. (H. Schilling, Weltgeschichte, Berlin 1933, S. 439.) Hermann Grimms „Ölsucher von Duala“ wird im afrikanischen Busch durch Trommelzeichen der Eingeborenen benachrichtigt.

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Frühdeutsche Landmessungen

Von Kurt Gerlach, Hellerau

(Schluß)

Über den Ort Babina II wird man nicht viel erfahren. Er hat nur einige Höfe und liegt geschützt unter dem langen Rücken des 586 Meter hohen Matzensteins, der freilich die ganze Sicht von Prag aus nach dem Norden auffängt, von dem aus man aber die Höhen des Sächsisch-Böhmischen Felsengebirges im Blick hat, den Hohen Schneeberg, den Großen Zschirnstein und den Rosenberg, und von diesen sieht man dann weit in das Niederland. Vom Matzenstein aus aber im Südosten erblickt man fern das gleißende Band der Moldau und die Höhen und Türme von Prag. Nach den Mitteilungen des Nordböhmischen Ercursionsclubs, Band XXXIII, S. 91, kauft 1574 Heinrich von Salhausen Binowe und zwei größere Güter in Hummel, dazu dann Welhotta, Plahof und das noch wüst liegende Babina von Jaroslav von Wrschesowitz, dem Erben des Dubansky von Duban auf Libeschitz und Ploschkowitz. So wie Welbine besetzt Heinrich auch Babina mit Bauern und begründet das Dorf Lischken. Das Gebiet sei damals noch tschechisch gewesen.

Wenn man will, kann man außer den erwähnten Bezugsstrahlen noch mehr finden. So geht der Ostweststrahl vom Fußpunkt bei Babina über Schönau—Teplitz und trifft in 33 Kilometer Entfernung von Schönau die Kirche von Oberneuschönberg auf der Höhe des Erzgebirges. Dazu stellt sich die geschichtliche Beziehung, daß mit Vertrag vom 6. Februar 1482 Timo von Colditz an Burghard von Vitzthum und von Neuschönberg Teplitz verkauft. (Hall-{303}wich, „Graupen“, S. 53). Oberneuschönberg ist indes erst 1651 von böhmischen Exulanten gegründet worden, die Kirche erst 1659 erbaut. (Schumann, Postlexikon.) Man müßte dann annehmen, daß Schönberg und Schönau vorher schon einmal miteinander verbunden waren.

Sei es nun eine jungsteinzeitliche Einrichtung, die durch die Bronzezeit bis in die Tage der Markomannen in Betrieb war und von der deutschen Siedlung des Frühmittelalters wieder ausgenommen wurde, – sei sie erst aus dem Bedürfnis der Wiederbesiedlung einst aufgegebenen Landes geschaffen –, das eine ist sicher, daß wir es mit einer ganz und gar deutschen Einrichtung zu tun haben, die in der Lausitz und in Meißen wächst uud im Lande Böhmen in Prag wurzelt und sich durch die Anordnungen deutschfreundlicher Fürsten Böhmens und durch ihre deutschen Orts- und Flurnamen als deutsch verrät, und die dadurch ihr Mutterland Böhmen als ein ehemals deutsches Kernland kennzeichnet. Als das Prager Bistum im Jahre 973 eingerichtet wurde, zog der Deutsche Dietmar aus Magdeburg in die Prager Kirche St. Veit ein. (Schrifttum: 13, Band II, S. 153: auch 20, S. 454, nach Cosmas.) Die Geistlichkeit sang den Ambrosianischen Lobgesang in lateinischer Sprache, aber der Herzog Boleslaus sang mit den Edelherren ein althochdeutsches Lied: „Christe, Keinado! Und die halicgen alle helfant unse!“

Hören wir vielleicht aus der großen Stimme der sächsisch-böhmischen Grenzlandschaft hier ein heiliges althochdeutsches Lied?

Beispiele frühdeutscher Landmessungen in Geschichte und Sage:

Im Jahre 1268 wird urkundlich der „canonicus Meynher in Merseburg als Parrochianus in Groytzs und Wyzenfels“ erklärt, – 1284 wird Meinhart als Domherr in Merseburg und Pfarrer zu Groyzig (Groitzsch) erwähnt. Groitzsch–Weißenfels = 22 Kilometer.

Die Kirche zum hlg. Georg in Regis gehörte zum Stift Zeitz, von dem sie erst 1815 getrennt wurde. Regis–Zeitz = 22 Kilometer.

Das Aktenstück 22 des Codex diplomaticus Saxoniae regiae behandelt Kaiser Ottos II. Schenkung der Städte Zeitz und Altenburg und mehrerer Ortschaften verschiedener Gaue an den Bischof Hugo von Zeitz. Zeitz–Altenburg = 22 Kilometer.

Heinrich I. erbaut das castellum Medeburu (Magdeborn), das von König Otto i. J. 968 {304} dem Bischof Boso von Merseburg als Missionsstation überlassen wird. Merseburg–Magdeborn = 33 Kilometer.

Die Herren von Wildenfels hatten Anfang des 15. Jahrhunderts die Vogtei über Klösterlein inne. Klösterlein–Wildenfels = 11 Kilometer.

Bis in die Mitte des 14. Jahrhunderts wurden Sachsenburg und Frankenberg zum Amt Freiberg gerechnet. Sachsenberg gehörte nach der Meißner Bistumsmatrikel von 1346 zur Sedes Freiberg. Frankenberg–Freiberg = 22 Kilometer; Sachsenburg–Freiberg = 22 Kilometer.

Slavko, aus dem Geschlecht der Riesenburger, Gaugraf von Bilin, gründete Schlackenwerth und Schlackenwald. Bilin–Schlackenwerth = 66 Kilometer; Schlackenwerth–Schlackenwald = 22 Kilometer. (Lippert, Sozialgeschichte Böhmens, I, 257.)

Die Burg Tharandt ist wahrscheinlich eine Gründung der Markgrafen von Meißen. (Neues Archiv für Sächs. Gesch. Bd. 39 S. 36.) Seit 1242 ist Markgraf Heinrich der Erlauchte als Herr über Tharandt urkundlich bezeugt. Meißen–Tharandt = 22 Kilometer. Von Meißen über Wilsdruff führt eine fast geradlinige Höhenstraße nach Tharandt. Fünf bronzezeitliche Verwahrfunde im Forstgarten zu Tharandt auf einsamer Waldhöhe lassen die Annahme eines alten Weiheortes zu. (W. Radig im „Grundriß der Vorgeschichte Sachsens“, Leipzig 1934, S. 144.)

Die Nicolaikirche in Meißen gehörte zum Erzpriesterstuhl Roßwein. Roßwein–Meißen = 22 Kilometer. (Neue Sächsische Kirchengalerie.)

Die Župa Aussig ist in unbekannter Zeit gegründet und von der Biliner Župa abgelöst worden. Aussig–Bilin = 22 Kilometer. (Schrifttum: 4, Bd. I, S. 58.)

Die Erbauer der Geiersburg als Steinburg 1315 sind die Herren von Burgau oder Bergau, dem Geschlechte der Lobdaburger entsprossen. Ihnen gehörte die Herrschaft Sayda, {305} Borsenstein, Lauenstein. 1310 kam Otto von Bergau nach Böhmen. Geiersburg–Sayda = 33 Kilometer, Geiersburg–Lauenstein = 11 Kilometer. (H. Hallwich, Die Geiersburg und Mariaschein, in „Mariaschein und Umgebung“.)

Ein Hermann von Roll hatte 1054 das Benediktinerstift bei Münchengrätz mit Mönchen aus Tornach gegründet. Roll–Münchengrätz = 22 Kilometer. (Raimund Maras: Niemes mit dem Roll. Niemes 1902, S. 27.)

Dem Bischof von Leitmeritz gehörte das Schloß in Drum mit der Rohnburg. Leitmeritz–Rohnburg = 22 Kilometer. (A. Paudler: „Ein deutsches Buch aus Böhmen“. Leipa 1894 I. Band, S. 138.)

Zur Herrschaft Graupen gehörte auch Liebeschütz. Der Jesuitenorden hatte Residenzen in Mariaschein (Graupen) und Liebeschütz. Liebeschütz–Mariaschein = 33 Kilometer. (Schrifttum: 14, S. 11.)

Im Nordosten Böhmens waren die Hrone Grundherren, die zeitig Burggrafen von Bautzen, Zittau und Prag waren. Die Stadt Rumburg, die Runenburg (Roynungen), Rohnau und der Ronberg bewahren ihren Namen. Zu den Hronen gehören die Birken von der Duba wie die Wartenberge, die Markwarte, die Waldstein, die Michelsberg. Die Gepflogenheit ihre Burgstätten in alten Abmessungen voneinander anzulegen, scheinen die Birken weitergeübt zu haben. Von Leipa aus erwerben sie Hohnstein, das 1333 zum ersten Male urkundlich genannt wird. Die Luftlinie Leipa–Hohnstein streicht über den beherrschenden Rosenberg und ist 44 Kilometer lang. Der Rosenberg teilt sie in zwei Abschnitte zu je 22 Kilometer. 1332 erwirbt Hynek Berke, Oberstburggraf von Prag, vom König Johann gegen einen Geldvorschuß den Bösigberg, der in der Richtung Rosenberg–Leipa über Leipa hinaus liegt, 22 Kilometer von Leipa entfernt. Am Fuße des Bösigberges läßt dieser Hinke Berke, angeblich wegen schlechter Wasserverhältnisse, die Stadt Bösig abtragen und einige Kilometer südöstlich die Stadt Weißwasser wieder aufbauen. (J. A. Heber: „Geschichte der Burg Bösig“, Leipa 1889, S. 23.) Dadurch wurde eine Sichtlinie von 66 Kilometer Länge hergestellt, die ganz im Besitze Hinke Berkes war, denn vom Bösigberge aus kann man bis in die {306} Stolpener Gegend sehen. Vom Milleschauer bis zur Schneekoppe, von Prag bis zum Winterberge kann man vom Bösig aus sehen.

Der Arnstein, zuletzt im Pfandbesitz der Wartenberge aus der Hand der Birken, gehörte mithin bei seiner Zerstörung anscheinend nach Tetschen, aber wir wissen, daß der erste Gaugraf von Tetschen ein Birke war. Den Birken von der Duba gehörte das Felsenschloß Bürgstein, das ihren Namen trägt. Es ist von Duba–Dauba 22 Kilometer entfernt. (Schrifttum: 4, I. S. 58.)

Die Gründer von Rohnau (bei Zittau) waren die Herren von Leipa. Durch eine Urkunde Kaiser Heinrichs VII. vom 20. Juli 1310 wird genehmigt, daß Heinrich von der Leippa Rohnau und Zittau wieder erwerbe, die ihm wie bekannt von alters her gehört hätten. Aber schon 1319 vertauschte Heinrich von der Leippa diese Güter wie auch das Schloß Oybin gegen Besitzungen in Böhmen. – Leipa, Oybin, Zittau und Rohnau liegen auf einer Linie – Oybin und Rohnau standen durch Feuerzeichen miteinander in Verbindung. (A. Moschkau: „Ritterburg und Kloster Oybin“, 1890, 14. Aufl., S. 31.)

1319 überließ König Johann von Böhmen die Stadt Zittau wie auch die Burgen von Rohnau und Schönau (Czino) an Herzog Heinrich von Jauer für die Aussteuer von dessen Gemahlin Agnes, die eine Schwägerin des Königs war. Rohnau–Burg Schönau = 11 Kilometer. (W. Hermann, „Geschichte der Burg Rohnau“, S. 11.)

Sayda ist 1193 mit Osseg gegründet worden. Sayda–Ossegg = 22 Kilometer. (O. E. Schmidt: „Kursächsische Streifzüge“, Bd. V, S. 274.)

Das Schloß zu Crostau trägt nach der Gartenseite hin ein Türmchen, von dem aus der Blick bis Bautzen reicht. In der Kirche befindet sich das Denkmal Rudolphs von Rechenberg, Herrn auf Crostau und Baudissin usw. Crostau–Bautzen = 11 Kilometer. (Franz Rösler: „Heimatbuch von Schirgiswalde, Kirschau und Crostau.“)

Andreas Reichsgraf von Riaucour kaufte 1770 die Herrschaft Crostau. Karl Graf von Schall-Riaucour verlegte seinen Wohnsitz nach Gaußig. Crostau-Gaußig = 11 Kilometer.

1559 versah der Jesuitenpater Luca Predigt und Messelesen in der Klosterkirche auf dem Oybin, auch in der benachbarten böhmischen Stadt Zwickau. Oybin–Zwickau = 11 Kilometer. („Ritterburg und Kloster Oybin“, von A. Moschkau, 1890, 14. Aufl., S. 64.)

1306, am ersten Mai, wird Ebersbach der Stadt Löbau als Weichbilddorf überwiesen. (W. Andert: „Ebersbach, ein Heimat- und Wanderbuch“, Ebersbach 1929, S. 7.) Ebersbach–Löbau = 11 Kilometer.

Jauernick gehörte zum Kloster Marienthal. Jauernick–Marienthal = 11 Kilometer.

Sagen, andere politische und kirchliche Beziehungen:

Das Wittichkreuz bei Glashütte. Der Raubritter Wittich soll hier von Weigand von Bärenstein getötet worden sein. Zur Belohnung habe sich der Bärensteiner ausbedungen, daß man einen Hirsch, den er selber gefangen und geheget, in Dresden über die steinerne Elbbrücke führe. (Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz, Bd. XVI, 1927, S. 320.) Wittichkreuz–Elbbrücke Neustädter Brückenkopf = 22 Kilometer. Auf der Neustädter Seite stand das Zollhaus der Dohna, die den Zoll von hier bis Königsbrück erhoben. Ihr Wappen war dort zu sehen – zwei gekreuzte Hirschgeweihe. Die Sage wird anders {307} erzählt im „Album der Rittergüter und Schlösser im Königreich Sachsen“, von G. A. Poennicke, Leipzig, 2. Section, S. 191. Doch wird auch dort die Dresdener Elbbrücke genannt.

Kuhfahl (Steinkreuze, S. 129) berichtet, das Wittichkreuz sei einmal umgefallen gewesen und wieder neu aufgestellt worden. Der alte Bericht lasse die Tötung an einem Orte „über dem Rittergut Reinhardts-Grimma“ geschehen sein: das sei unwahrscheinlich, da vom Kreuz dorthin eine nahezu einstündige Entfernung sei, und da dort im Dorfe selbst am erhöhten Platze oberhalb des Rittergutes noch heute ein Steinkreuz stehe.

Die Linie Wittichkreuz–Elbbrücke schneidet über das Rittergut Reinhardtsgrimma hinweg und ebenso über das weithin sichtbare Wahrzeichen der Dresdner Gegend, die Babisnauer Pappel.

Meiche 841. Die große Glocke zu Marbach bei Nossen und die der Frauenkirche zu Dresden sollen von einem angeschossenen Eber bei der alten Zelle im Zellwalde ausgewühlt worden sein. Altzella–Frauenkirche = 33 Kilometer.

Meiche 595. In der Nähe der Rochlitzer Vorstadt von Mittweida befindet sich der Kalk- oder Galgenberg. Dort hat einmal der Teufel gesessen und die Wallfahrt der Pilger nach Seelitz mitangesehen. Höhe 308–Seelitz = 11 Kilometer.

Meiche 1133. Auf Grund einer Wette hat ein Müller von Baruth bis zur Königsmühle von Bautzen zwei Scheffel Hirse tragen wollen. Wo das Kreuz an der Wegteilung steht, ist er tot niedergefallen. Baruth–Kreuz = 11 Kilometer. Das Kreuz, eigentlich eine Steinsäule mit eingemeißelten Kreuzen, zeigt auch ein „Rad“. Es trägt die Jahreszahl 1549, wird aber schon ein Jahr vorher erwähnt. (Kuhfahl, S. 129.)

Meiche 920. Der Schatz vom Stromberg bei Weißenberg wird nach dem Rothstein bei Sohland übertragen. Die Sage 273 (Meiche, Sachsen) erzählt, daß auf der westlichen Kuppe des Rothsteins bei Sohland einst eine St.-Georgs-Kapelle gestanden habe. Auf dem Rothstein bei Sohland befindet sich ein Doppelwall und auf dem Stromberg bei Weißenberg ein Schlackenwall. (Frenzel-Radig-Reche: Grundriß der Vorgeschichte Sachsens, Leipzig 1934, S. 345.) Stromberg–Rothstein = 11 Kilometer.

Meiche 69. Auf dem Zschirnstein spukt es zur Mittagszeit. Übrigens soll der Teufel zwischen 12 und 1 Uhr auch auf dem Lilienstein erschienen sein. Zschirnstein–Lilienstein = 11 Kilometer.

Der Teufelsstein bei Pließkowitz soll vom Czorneboh hierher geschleudert worden sein. Teufelsstein–Czorneboh = 11 Kilometer. (Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz, XII. S. 237.)

„In Ludwigsdorf bei Görlitz ein Filialkioster (von Oybin!) zu errichten, projektierte man 1465, doch kam man nicht zur Ausführung.“ (A. Moschkau. „Ritterburg und Kloster Oybin“, 14. Auflage, 1890, S. 48.) Oybin–Niederludwigsdorf, Kirche = 44 Kilometer.

„Cosmas erzählt, daß Herzog Boleslav I. (920–967) sich eine Burg bauen läßt“, – Bunzlau. (Bertold Bretholz, Geschichte Böhmens uud Mährens, I., S. 143.) Prag–Bunzlau = 22 Kilometer.

Karl IV. läßt die Burg Karlstein errichten. Prag–Karlstein = 22 Kilometer.

Das Geschlecht der Schönberg „sitzt im Meißnischen seit 1290 zu Rotschönberg, seit 1351 zu Purschenstein und Pfaffroda“. (Cl. Freiherr v. Hausen: „Vasallen-Geschlechter der Markgrafen von Meißen“, unter „Schönberg“.) Rotschönberg–Purschenstein = 44 Kilometer. {308} „Die Wettiner (Ekkehard I., 1046) besaßen Rochlitz und Strehla.“ (Rudolf Kötzschke: „Sächsische Geschichte“ I., S. 47.) Rochlitz–Strehla = 44/45 Kilometer.

Wiprecht von Groitzsch erhält vom Kaiser Heinrich IV. die Burgen Leisnig und Dornburg a. d. Saale (R. Kötzschke: „Sächsische Geschichte“, I., S. 66.) Groitzsch–Leisnig = 45 Kilometer, Groitzsch—Dornburg = 45 Kilometer.

Die erste Tat Ottos war die Bürgersiedlung Leipzig, dann die stadtähnliche Siedlung Eisenberg, dann die Marktsiedlung Grimma. (R. Kötzschke: „Sächsische Geschichte“, I., S. 77.) Groitzsch–Leipzig = 33 Kilometer, Groitzsch–Eisenberg = 33 Kilometer, Groitzsch–Grimma = 33 Kilometer.

„An Dietrich fielen zunächst nur die Erbgüter, die ihm nicht entzogen werden konnten, vor allem um Weißenfels.“ (R. Kötzschke: „Sächsische Geschichte“, I., S. 78.) Groitzsch–Weißenfels = 22 Kilometer.

In Wurzen entstand gegen 1122 das erste Stift, das Priester heranbilden sollte, – ein Jahrhundert später in Bautzen. (R. Kötzschke: „Sächsische Geschichte“, I., S. 111.) Wurzen–Meißen = 55/56 Kilometer, Meißen–Bautzen = 66 Kilometer.

Die Königsburg Zebrak oder Bettlarn (Wenzel IV.) liegt 44 Kilometer von Prag, 22 Kilometer vom Karlstein entfernt.

Stammresidenz des Pschower Gaues war die schon im Jahre 870 als Sitz des Lechen oder Grafen Slawibor erwähnte Burg Pschow an der Mündung des Schopkabaches (nördlich Melnik), 33 Kilometer vom Wischehrad. (Fr. Bernau: „Der politische Bezirk Dauba“. Dauba 1888, S. 58.)

„Die von Boleslaw II. im 10. Jahrhundert (993) errichtete, weitschauende Kirche von Zebus“ – (an Stelle eines heidnischen Opferplatzes.) „An liegenden Gütern gehörte hier nur dem Břewnower Kloster die Kirche zu Zebus nebst zwei Höfen seit 993. (Fr. Bernau: „Der politische Bezirk Dauba“, S. 60, 61.) Zebus–Břewnow = 44 Kilometer.

„Im Gau von Kaurschim jenseits des Schemberabaches befindet sich ein Kollegiatstift seit Beginn des 12. Jahrhunderts in Sadska, wo seit alters ein Landesfürstlicher Hof in medio pratorum bestanden hatte. (Wilh. Friedrich: „Die historische Geographie Böhmens bis zum Beginn der deutschen Kolonisation“, S. 107.) Břewnow–Sadska = 44 Kilometer.

Ein Zisterzienserkloster bestand seit 1143 zu Sedletz in der Nähe des nachmaligen Kuttenberg. (W. Friedrich: „Die historische Geographie Böhmens“, S. 107.) Sedletz–Břewnow = 66 Kilometer.

1126 entstand zu Wrbschan (Kr. Kaurschim) auf steiler Höhe eine mit Wall umhegte Kirche. (W. Friedrich: „Die historische Geographie Böhmens“, S. 143.) Wrbschan–Břewnow = 44 Kilometer. (Vgl. Naegle: „Kirchengeschichte Böhmens“, S. 311, wonach 1126 eine Kircke in Wrbschan bestand.)

Die älteren Benediktinerstifte aus dem 10. und 11. Jahrhundert: St. Georg in Prag, Břewnow, Kladrau, Sazawa, Selau, Raigern, Hradisch. (Bretholz I, S. 153.) Břewnow–Sazawa = 44 Kilometer, Sazawa–Selau = 44 Kilometer.

Der Pillnitz–Moritzburger Weg bei Dresden verbindet die Schlösser Moritzburg und Pillnitz. Luftlinie = 22 Kilometer.

„Es scheint, als ob Pirna (Schloß und Ort) ursprünglich zwischen den Gauen Tetschen und Nisani gelegen und zum Gebiet der (älteren) Burg Königstein gehört hätte.“ (A. Meiche: „Topographie der Amtshauptmannschaft Pirna“.) Entfernung Pirna–Königstein = 11 Kilometer.

Johann Georgs III. Heereszug, um die von den Türken belagerte kaiserliche Hauptstadt Wien zu entsetzen. („Das Vaterland der Sachsen“, 1840, I. Band, S. 68):

Dreimal beträgt die Marschleistung zweier aufeinanderfolgender Tage 33 Kilometer, dreimal werden 22 Kilometer an einem Tage zurückgelegt, einmal 55 Kilometer an zwei Tagen, einmal 33 Kilometer an einem Tage.

Nach Klemm (7, S. 17) geben die Namen Königsbach, Königsmühle bei Pömmerle, Königsbach, Königsmühle bei Mardorf den Weg an, den die Könige von Prag zum Königstein zogen. Die letztgenannte Königsmühle ist vom Königstein 11 Kilometer entfernt.

Die Linie Arnsdorf bei Wilthen–Arnstein entspricht der alten Abgrenzung des Bistums Meißen – von Doberschau bei Bautzen über Wilthen, Weifa, Hilpersdorf und den Ort des Einsiedlers (Einsiedel b. Sebnitz). Von Sebnitz aus geht der Weg am Arnstein vorbei durchs Gebirge. An der Elbe gab es keine Straße!

Wappen der Dohna, der Birke und der Schönfeld Die Wappen der im Grenzgebiete ansässigen Grundherren, der Dohna, Birken und Schönfeld, geben vielleicht eine Andeutung ihrer Zusammengehörigkeit. Die Birken führen die gekreuzten Rone = Äste im Schilde, die Dohna die gekreuzten Hirschstangen, während die Schönfeld nur eine zeigen. Das Wappen des Stiftes St. Margaret in Břewnow bei Prag soll den Wappen der Birken ähnlich sein. (Schrifttum: 15, Bd. XXII, S. 74.)

Die Orte alter Einsiedler im sächsisch-böhmischen Grenzgebiet befinden sich bei Dippoldiswalde, Posta und Sebnitz. Der Einsiedler Dippold, der an der Barbarakapelle tätig war, soll Dippoldiswalde gegründet haben. Eine andere Sage weist aber die Gründung der Stadt dem Diebold von Lohmen zu, der hier goldfündig geworden sein soll. Bei Lohmen, zu Lohmen gehörig, war aber der alte Ort Posta, an den jetzt nur der Flurname „An der alten Poste“ erinnert. Dort sind jetzt Steinbrüche. A. Klemm weist im Ergänzungsband Königstein der Neuen Sächsischen Kirchengalerie darauf hin, daß dort ein Einsiedler gehaust haben müsse, ein Apostel, nach dem der Ort seinen Namen bekommen habe. Das muß schon in der wendischen Zeit gewesen sein. Dann wären aber der Dippoldiswalder und der Postaer Einsiedler 22 Kilometer voneinander entfernt gesessen, und ebensoweit wäre die Entfernung zum nächsten Einsiedler bei Sebnitz gewesen. Das würde der Entfernung entsprechen, die die Einsiedler von Ostro an der Sazawa zum Entfernungsmaß ihrer Einsiedeleien machten.

Quellen:

1. A. Meiche: „Die Burgen und vorgeschichtlichen Wohnstätten der Sächsischen Schweiz“, Dresden 1907. {311}
2. A. Meiche: „Sagenbuch des Königreichs Sachsen“, Leipzig 1903.
3. H. Götzinger: „Schandau und seine Umgebungen“, Bautzen 1804.
4. P. Franz Focke: „Aus dem ältesten Geschichtsgebiet Deutsch-Böhmens“, 1879, Selbstverlag (Eulau?).
5. Julius Lippert: „Sozialgeschichte Böhmens in vorhussitischer Zeit“, Wien 1896, F. Tempsky.
6. „Codex diplomaticus Saxoniae Regiae.“
7. Albert Klemm: „Geschichte der Berggemeinde der Festung Königstein.“ Supplement zu Band Pirna der Neuen Sächsischen Kirchengalerie, Leipzig, A. Strauch.
8. Bertold Bretholz: „Geschichte Böhmens und Mährens“, Reichenberg 1924.
9. Clemens Freiherr v. Hausen: „Vasallen-Geschlechter der Markgrafen zu Meißen bis zu Beginn des 17. Jahrhunderts“, Berlin 1892.
10. „Neue Sächsische Kirchengalerie“, Leipzig, A. Strauch.
11. August Schumann: „Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen“. Zwickau 1824–1833, 18 Bände.
12. Heimatbücher von Schirgiswalde, Kirschau und Crostau, von Wilthen, von Ebersbach.
13. A. Paudler: „Ein deutsches Buch aus Böhmen“, 3 Bände, Leipa 1894/95.
14. H. Hallwich: „Geschichte der Bergstadt Graupen“, Prag 1868.
15. „Mitteilungen des Nordböhmischen Excursions-Clubs“, Leipa 1878 ff.
16. O. Koepert und O. Pusch: „Die Dresdner Heide“, Dresden 1932.
17. Friedrich Bernau: „Der politische Bezirk Dauba“, Dauba 1888.
18. Dr. Kuhfahl: „Die alten Steinkreuze in Sachsen“, Dresden 1928.
19. M. Ebert: „Reallexikon der Vorgeschichte“, 15 Bände, Berlin 1924 ff.
20. Dr. August Naegle: „Kirchengeschichte Böhmens“, Wien 1914.
21. Carl Schuchhardt: „Vorgeschichte von Deutschland“, München 1928, u. a.